Für ihr Projekt “Korean Dreams”mit versteckte Kameras

 

Für ihr Projekt “Korean Dreams” reiste die Fotografin Nathalie Daoust ins Land des “Ewigen Herrschers”. Und warf einen Blick hinter die Kulissen der Propagandamaschine.
Wenn ich reise, dann tue ich das, weil ich das Land in der Tiefe erforschen möchte. Weil ich versteckte Orte entdecken möchte, die ich so nicht kenne. Orte auch, an die Menschen vor der Realität fliehen. Nordkorea ist so ein Ort. Mehr noch: Hier erlebte ich, wie ein ganzes Land in eine Traumwelt flüchtet – und das nicht aus freiem Willen, sondern gezwungen durch ein Regime.

Mini Kamera

Ich hatte mich vor meiner Reise intensiv informiert. Ich wusste zum Beispiel, dass sie dort immer wieder die usb kamera überprüfen. Bei einem Touristen aus meiner Gruppe löschten sie zum Beispiel alle Bilder auf seinem Chip, weil er bei einer Statue von Kim Jongs Vater auf dem Foto die Füße abgeschnitten hatte. Das gilt in Nordkorea als respektlos. Ich selbst habe deshalb mit einer Analogkamera gearbeitet.

Als die Militärs die gesehen haben, dachten sie: aha, alte Kamera, eine Amateurin also. Außerdem habe ich viele Filme mitgebracht, die ich in meinem Hotelzimmer verteilt, an unterschiedlichen Orten versteckt habe. Das alles lief heimlich und diskret ab. Man wusste ja nicht, ob im Hotelzimmer vielleicht irgendwo versteckte Kamera waren. So hatte ich Glück: Alle meine Fotos haben überlebt.

Es gibt dieses eine Foto, das ich vom Militär geschossen habe. Weil das verboten ist, habe ich mit einem Kabel ausgelöst, meine spionkamera wlan hing vor meinem Bauch, und ich gab vor, einfach nur herumzuspazieren. Ein Militär ist aber misstrauisch geworden. Direkt nachdem ich das Foto gemacht hatte, rief er seine Kollegen zu sich und wollte meine Kamera kontrollieren, die Bilder löschen. Sie wollten uns weismachen, dass es in den letzten 50 Jahren kein einziges behindertes Kind gegeben habe.

Als er meine Mini Kamera sah, hat er mich zum Glück laufen lassen. Ich habe mit einer speziellen Abzugstechnik gearbeitet und von den Fotos nach und nach mehrere Schichten abgetragen. Dadurch haben die Bilder Informationen verloren. Mit diesen Fotos wollte ich die Idee Nordkoreas abbilden: wie Informationen in diesem Regime des Meinungsdiktats verloren gehen, viele Schichten verborgen bleiben. Nordkoreaner leben in einem Traumstaat, in einer Traumwelt. Es kursieren dort viele Mythen. An einem Tag brachten sie uns zum Beispiel zu einem Krankenhaus und zeigten uns ein Baby, betonten wie gesund es sei.